Zu Gast im Hospiz – und doch ein Stück Heimat

Der Gedanke an den Einzug in das Johannes-Hospiz in Wiehl hatte Karin Schumacher zuerst belastet. „Aber ich fühle mich jetzt bestens um- und versorgt“, sagt sie.

„Als ich das Wort ,Hospiz‘ zum ersten Mal hörte, hat mich das drei Tage und drei Nächte lang belastet“, sagt Karin Schumacher. Da ihre Erkrankung immer weiter fortschritt, hatte der Arzt dieses Wort ausgesprochen und der 70-jährigen Gummersbacherin zum Einzug in das Haus geraten. „Ich bin austherapiert, zu Hause konnte ich nicht mehr alleine leben“, erklärt Karin Schumacher. Dennoch habe sie der Gedanke an ein Hospiz belastet. „Ich hatte nie eines kennengelernt, und in diesem Haus in Wiehl war ich zuvor nie gewesen.“

29.10.2017 - Wiehl  

Familiär und professionell



Mit dem Einzug in das Johannes-Hospiz Oberberg der Johanniter vor zwei Monaten verschwand ihre Skepsis: „Ich betrat das Haus und habe mich vom ersten Moment an wohlgefühlt“, erzählt Karin Schumacher. „Es ist familiär, die Betreuung ist professionell, und ich werde schmerzfrei gehalten“, ergänzt sie.

Ausflüge mit der Familie

Da ihr der Atem manchmal wegbleibe, könne sie nicht mehr sehr weit und auch nicht mehr lange verreisen. Doch mit der Familie ist sie viel unterwegs: „Die Kinder und Enkel holen mich am Hospiz ab, einmal waren wir in Köln einkaufen, manchmal gehen wir in Wiehl essen.“ Auch im Haus ihrer Kinder, in dem sie selbst das Dachgeschoss bewohnt hatte, ist sie häufig zu Besuch. „Mein 24-jähriger Enkel ist in meine ehemalige Wohnung eingezogen und hat sie sich renoviert und gestaltet“, sagt Karin Schumacher. Das Ergebnis gefiele ihr sehr gut. „Ich vermisse meine Wohnung nicht, und im Hospiz verspüre ich keinerlei Heimweh.“


Erkrankungen und ihre Befunde haben lange zum Arbeitsalltag von Karin Schumacher gehört: 20 Jahre war sie im Vorzimmer der Pathologie im Gummersbacher Krankenhaus im Dienst. Ihre eigenen medizinischen Unterlagen braucht ihr daher kein Arzt zu erläutern, die versteht sie selbst. „Im Grunde sind es nur Daten und Worte, aber wenn sie einen persönlich betreffen, dann stürzt doch einiges ein“, sagt sie.

„Wir reden hier meistens über andere Dinge“

Den Gedanken an das Sterben schiebe sie derzeit nach hinten: „Ich sitze nicht im Hospiz und warte auf den Tod …“ Auch wenn die Erkrankungen beim Gespräch mit den anderen Hospizbewohnern immer mal wieder zum Thema werden: „Wir reden hier meistens über andere Dinge.“ Und so gehe es ihr derzeit zu 95 Prozent gut. „In den anderen Momenten lasse ich einfach die Tränen laufen, denn das muss auch mal sein“, meint sie.

Dass sie sich im Johannes-Hospiz so gut aufgehoben fühle, liege auch an scheinbaren KIeinigkeiten, die aber eigentlich sehr wichtig seien: „So finde ich es gut, dass die Menschen hier ,Gäste‘ und nicht ,Patienten‘ genannt werden.“ „Aber ebenso auch die Zeit, die sich die Mitarbeitenden für uns nehmen, und ihr Zuhören können sind bemerkenswert.“

Spenden, die viel bewirken

Dass die Johanniter und Malteser in Zusammenarbeit mit dem Förderverein den Gästen viele Wünsche erfüllen, sei ebenso großartig. „Nur durch die Unterstützung von Spenden kann viel bewirkt und verändert werden“, fügt sie hinzu. „All diese positiven Aspekte tragen dazu bei, sich hier aufgenommen zu fühlen.“

29.10.2017 - Wiehl