"Sterben ist in Ordnung"

In Köln hat er Haushaltsartikel verkauft und die Kunden bei der Auswahl von Dekorationsartikeln beraten, als Filialleiter war er zudem für die Warendisposition zuständig und auch im europäischen Ausland unterwegs. Zufriedengestellt hat das den gelernten Kaufmann Christoph Schalenbach nicht: Er kündigte, orientierte sich neu und ist nun im zweiten Ausbildungsjahr zum Gesundheits- und Krankenpfleger.


Ein Praktikum im Johannes-Hospiz
„In diesem Beruf finde ich eine für mich sinnvolle Aufgabe", sagt der 26-Jährige. Seine dreijährige Ausbildung am Gesundheits- und Bildungszentrum Oberberg in Gummersbach sieht neben dem theoretischen Unterricht mehrwöchige Praktika in unterschiedlichen Fachbereichen vor. Eines davon hat Christoph Schalenbach im Johannes-Hospiz Oberberg der Johanniter in Wiehl absolviert - und das auf eigenen Wunsch. „In meinem Beruf werde ich helfen, die Gesundheit der Patienten zu erhalten oder wiederzuerlangen", erklärt der Wiehler. Denn dies sei ein Ziel der pflegerischen Arbeit. „Doch ich möchte auch lernen, dass das Sterben in Ordnung ist, und dass man den Menschen auf ihrem letzten Weg mit einer palliativen Versorgung viel Lebensqualität bieten kann", ergänzt er.

Über die eigene Trauer gesprochen
Ersten Kontakt zum Hospiz hatte er bei einer dreitägigen Fortbildung. Sein Ausbildungskurs lernte dabei vor Ort im Johannes-Hospiz in Wiehl die Palliativpflege kennen. Die Fachkräfte Bettina Hüttig-Reusch von den Johannitern und Anke Bidner von den Maltesern hatten die Fortbildung geleitet. „Das hat mich begeistert", sagt Christoph Schalenbach. Beeindruckend fand er, dass sich die Auszubildenden dabei erstmals über eigene und ganz persönliche Erlebnisse mit Trauer und Tod ausgetauscht haben. „Das Hospiz bot dafür einen geschützten Raum."

1000 Arten, den palliativen Mantel umzulegen
Bei seinem Praktikum im Hospiz hat ihm dann das Spektrum der Möglichkeiten gefallen, die den Gästen - so werden die Patienten im Hospiz genannt - geboten werden. „Ob es eine besondere Mahlzeit ist, ein Aufenthalt in der Sonne oder schmerzlindernde Aromatherapien: Es gibt hier 1000 Arten, den palliativen Mantel um die Gäste zu legen und ihnen individuelle Wünsche zu erfüllen." Fachlich habe er außerdem profitiert von der jahrelangen Erfahrung der Hospizmitarbeitenden mit Schmerztherapie und Symptombehandlung. Auch den offenen Umgang mit den Angehörigen fand er bemerkenswert.

In Würde gehen lassen
„Angst vor dem Tod habe ich noch immer", erklärt Christoph Schalenbach. „Ich habe eine dreizehn Monate alte Tochter, und ich will natürlich noch lange nicht sterben." Sein Berufsziel ist es, einmal in einer Intensivstation zu arbeiten. Von seinem Dienst im Hospiz möchte er dorthin vor allem eines mitnehmen: „Ich will nicht immer grundsätzlich gegen den Tod arbeiten." Denn der sei doch irgendwann unausweichlich. „Und dann muss man einen Menschen in Würde gehen lassen."

01.07.2015 - Wiehl/Gummersbach