Sein "Baby" erstrahlt im Gästezimmer


Wolfgang Pfitzner liegt in seinem Bett. Er lässt seinen Blick schweifen. Ein Strauß Blumen steht auf dem Tisch neben ihm, der Rollator in der Ecke. An der Wand hängen seine selbstgemalten Bilder. Als sein Blick in der Mitte des Zimmers ankommt, beginnen seine Augen zu funkeln.

Dort steht ein Motorrad, eine Suzuki, mit der er unzählige Kilometer zurückgelegt hat. Und Wolfgang Pfitzner strahlt mit seinem geliebten Zweirad um die Wette. Der 77-Jährige ist an Prostatakrebs erkrankt. Er weiß, dass er nur noch wenige Tage leben wird. Und die verbringt er als Gast im Johannes-Hospiz Oberberg in Wiehl.

Diagnose Prostatakrebs
2003 erhielt Pfitzner die Diagnose. Doch der Radevormwalder bewies einen starken Willen und kämpfte gegen die Krankheit an. „Meine Hobbys haben mir dabei sehr geholfen", erklärt der Malermeister. Seine großen Leidenschaften sind: Holzarbeiten, Malen - und natürlich das Motorradfahren.

Schon mit 18 Jahren liebte er es, Touren mit seinem Zweirad zu unternehmen. Die Suzuki, er nennt sie sein „Baby", hat er vor elf Jahren gekauft. Vorausgegangen war ein schwerer Unfall mit seiner alten Maschine, den er nicht selbst verschuldet hatte. Dennoch stieg er wieder aufs Motorrad und legte in einem guten Jahrzehnt 53.000 Kilometer zurück. „2005 ging es über den Großglockner bis ins Timmelsjoch", berichtet der 77-Jährige mit leuchtenden Augen.

Wunsch erfüllt: "Das war eine ganz tolle Überraschung"
2010 kam die für ihn schockierende Nachricht. „Da habe ich die Diagnose erhalten, dass der Krebs zurückgekommen ist." Mit einem Spezialsattel absolvierte Pfitzner dennoch einige Fahrten. Zum letzten Mal im September des vergangenen Jahres. Die Krankheit war nicht mehr aufzuhalten und breitete sich aus.

Dem Pflegepersonal im Hospiz erzählte er immer wieder von seiner Leidenschaft für sein Motorrad. Und als sein Baby plötzlich den Weg von Radevormwald bis in sein Zimmer im Johannes-Hospiz zurückgelegt hatte, traute Pfitzner seinen Augen nicht. „Ich habe mich unglaublich darüber gefreut. Das war eine ganz tolle Überraschung."

"In den Chromteilen sehe ich mein eigenes Lächeln"
Die Maschine steht jetzt in der Mitte des Zimmers, direkt neben seinem Krankenbett - auf Hochglanz poliert. Damit ist ein Wunsch des 77-Jährigen in Erfüllung gegangen. „Ich kann mich in den Chromteilen spiegeln und mein eigenes Lächeln darin sehen", erzählt Pfitzner. Natürlich hat er auch direkt wieder auf dem Sattel Platz genommen und das Gefühl genossen. „Jetzt darf mein Baby hier stehen bleiben. Bis der liebe Gott mir für immer die Augen schließt."

24.04.2012 - Wiehl  

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