Ein Netzwerk, das trägt


„Sie machen sich mehr Sorgen als ich", sagt Karin Barz zu den beiden Frauen in ihrem Wohnzimmer. Ihr gegenüber sitzen Koordinatorin Sandra Karsten vom Ambulanten Malteser-Hospizdienst und Kristina Engelbert vom Pflegedienst Cornelia Kumm. Wie fühlen Sie sich? Funktioniert der Tropf? Ist die Schmerzpumpe richtig eingestellt? Und wer könnte nachts bei Ihnen bleiben? Die junge Pflegerin und die Palliativ-Fachfrau der Malteser besprechen mit Karin Barz deren häusliche Versorgung.


Vor sieben Tagen ist die 62-jährige Wiehlerin aus dem Johanniter-Krankenhaus in Bonn mit einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung entlassen worden. „Der dort zuständige Arzt hatte mich zwei Wochen zuvor angerufen, um mit mir die palliative Versorgung von Frau Barz abzuklären", sagt Sandra Karsten von den Maltesern. Dafür schuf sie ein Netzwerk, in dem die Partner nun engmaschig und flexibel zusammenarbeiten: „Schmerz- und Wundversorgung erfordern Fachwissen, spezielle Medikament müssen geordert und gebracht werden, die ärztliche und die psychosoziale Begleitung sollen in der letzten Lebensphase ebenso gesichert sein wie das Erledigen der Hausarbeit."

„Und das ist bei mir alles bestens organisiert", meint Karin Barz. Für sie sorge derzeit ein fachlich und menschlich kompetentes Team: „Die Menschen um mich herum kann ich nur in den höchsten Tönen loben." Und Sandra Karsten hat sie alle im Blick: Sie koordiniert Absprachen, legt Termine fest, berät sich mit den erwachsenen Kindern von Karin Barz ebenso wie mit den Ärzten und dem Apotheker. „Frau Barz konnte außerdem ihr Wunsch erfüllt werden: Sie hat ihren 62. Geburtstag zu Hause mit Familie und Freunden feiern können."

Jetzt trägt Karin Barz ein Armband mit dem roten Drückknopf für den Johanniter-Hausnotruf. „Im Notfall kann ich damit Hilfe herbeiholen", sagt sie. Viel mehr Sorgen als um ihre eigene Sicherheit macht sie sich aber um ihre Enkeltochter: „Ich will sie über mein Sterben nicht belügen, gleichzeitig möchte ich nicht, dass sie Elend miterlebt oder mit ihrer Trauer nicht fertig wird." Für die Begleitung der Grundschülerin hat Sandra Karsten daher bereits den Kontakt zum TrauerZentrumOberberg der Malteser in Wiehl vermittelt. „Dort gibt es unter der Leitung von drei ausgebildeten Trauerbegleiterinnen eine Trauergruppe für Kinder zwischen fünf und dreizehn Jahren."

Engen Kontakt hält Sandra Karsten außerdem zum Johannes-Hospiz der Johanniter in Wiehl. Und hier könnte Karin Barz einziehen, denn das Haus hat einen Platz für sie frei. Karin Barz zögert, als ihr die Koordinatorin diese Nachricht überbringt. „Ich brauche noch ein wenig Zeit", meint sie. „Jeder Mensch weiß, dass er irgendwann einmal sterben wird. Das ist schon klar", sagt Karin Barz. Doch rücke der Tod dann in greifbare Nähe, werfe einen das vollkommen um.

Bilder vom Johannes-Hospiz hat sie sich gemeinsam mit Sandra Karsten im Internet angeschaut. Es sei ein sehr schönes Haus, findet sie. Nun denkt sie über einen Vorschlag der Malteser-Koordinatorin nach. Die hatte ihr angeboten, nachts im Hospiz zu wohnen und den Tag ab und zu wieder in ihrer eigenen Wohnung zu verleben.

23.08.2015 - Wiehl