„Die Hospizarbeit gehört mitten in unsere Gesellschaft, das Sterben darf nicht an ihren Rand gedrängt werden“, sagt Oberbergs Landrat Jochen Hagt. Mit dem oberbergischen Sozialdezernenten Ralf Schmallenbach und Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker hat der Landrat am Donnerstag, 16. März 2017, das Johannes-Hospiz Oberberg in Wiehl besucht und sich die Arbeit von Johannitern als Träger und der im Haus mitarbeitenden Malteser-Hospizgruppe angeschaut.

„Hier erlebe ich, dass sterbende Menschen mit viel Zuwendung in freundlicher Atmosphäre angenommen werden“, stellte der Landrat bei seinem Besuch fest. Wie er, war auch Wiehls Bürgermeister Stücker das erste Mal im Hospiz. Seine Verwaltungsmitarbeitenden hatten ihn vorbereitet: „Es gibt in Wiehl kaum ein helleres und freundlicheres Haus!“ Das konnte der Bürgermeister nach seinem Besuch unterstreichen: „Jetzt habe ich keine Berührungsängste mehr.“

„Fast alles kann, nichts muss“

Zu dem Informationsbesuch waren die Verwaltungsspitzen vom Verein „Freunde und Förderer der Hospizarbeit in Wiehl“ und der Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung eingeladen worden. Von der Möglichkeit zu Austausch und Nachfragen machten die Gäste dann regen Gebrauch. „Wie sieht eigentlich der Tagesablauf aus?“, wollte etwa Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker wissen. „Der kann von jedem Hospizgast selbst gestaltet werden“, erklärte Pflegedienstleiter Jens Stube von den Johannitern. Ob Pflege, Mahlzeiten, Gesellschaft suchen oder lieber alleine sein: Der Gast entscheide, was sein Körper und seine Seele gerade bräuchten. „Fast alles kann, nichts muss“, fasste es Jens Stube zusammen.


Pflegedienstleiter Jens Stube (li.) zeigt Landrat Jochen Hagt (2.v.li.) und Bürgermeister Ulrich Stücker (2.v.re.) den Raum der Stille

„Und wie gehen die Mitarbeitenden mit dem Sterben um, belastet sie das?“, fragte Landrat Jochen Hagt. „Die ehrenamtlichen Hospizhelfer sind ausgebildet, sie erhalten Supervision und regelmäßige Auszeiten“, erklärte die Malteser-Koordinatorin Conny Kehrbaum. Supervision und Weiterbildungen gibt es ebenso für die Fachkräfte der Johanniter. „Es schenkt uns außerdem Kraft, wenn wir den Menschen ihre Wünsche erfüllen können und gemeinsam schöne Stunden erleben“, ergänzte Pflegedienstleiter Jens Stube.

„Bei uns im Haus gibt es unter anderem Hochzeiten, Karnevalsfeiern oder einen Hobbyraum im Keller“, erzählte Johanniter-Regionalvorstand Steffen Lengsfeld. Möglich seien der Aufenthalt im blühenden Garten, letzte Reisen an die See und das Erfüllen letzter Wünsche. „Seit Eröffnung des Hauses sind hier 1400 Menschen verstorben, wir haben in jedem Jahr 120 Gäste, die zwischen einem Tag und mehreren Monaten bei uns leben“, berichtete Vorstand Lengsfeld.

Letzte Wünsche erfüllen

Letzte Wünsche sowie Aus- und Fortbildungen würden unter anderem von Förderverein und Stiftung finanziert, erklärte Stiftungsmanager Michael Adomaitis im Hospiz. Ebenso trügen sie die Finanzierung der restlichen fünf Prozent der anerkannten Kosten des Hospizes mit, die von den Kranken- und Pflegekassen nicht übernommen werden. Für das stationäre Hospiz, den Ambulanten Malteser-Hospizdienst und das Trauerzentrum-Oberberg der Malteser brächten Förderverein und Stiftung pro Jahr rund 170.000 Euro auf.

„Wenn sie unsere Unterstützung brauchen, melden sie sich jederzeit bei uns, wir stehen ihrer Arbeit gerne zur Seite“, das sagten Landrat Jochen Hagt und Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker den Mitarbeitenden beim Abschied zu.

16.03.2017 - Wiehl