Chronologie eines behüteten Abschieds: Ein Angehöriger beschreibt, wie er Aufnahme, Leben und Sterben seiner Mutter im Hospiz erlebte

„Das Haus kann ich jedem Menschen empfehlen, man kann sich glücklich schätzen, wenn man hier aufgenommen wird“, sagt Hans-Peter Schunk über das Johannes-Hospiz Oberberg in Wiehl. Seine Mutter ist im Jahr 2019 in dem Haus gestorben, und neben der Trauer über den Abschied fühlt Hans-Peter Schunk eine tiefe Dankbarkeit gegenüber den im Hospiz wirkenden Johannitern und Maltesern.

Gleich der erste Eindruck überzeugte

Als mit ihm und seiner Mutter über die Aufnahme in dem Hospiz gesprochen wurde, machte sich der Gummersbacher auf, um sich einen persönlichen Eindruck von diesem künftigen Zuhause seiner Mutter zu verschaffen. „Alle Mitarbeitenden strahlten zugewandte Freundlichkeit aus, und es umgab mich vom ersten Moment an ein intensives Gefühl der Geborgenheit“, erzählt er.

Unter diesem überwältigend positiven Eindruck und noch bevor seine Mutter überhaupt als Gast eingezogen war, unterzeichnete Hans-Peter Schunk augenblicklich den Mitgliedsantrag der Johannes-Hospiz Oberberg Stiftung, um selbst einen aktiven Beitrag zur Arbeit von Johannitern und Maltesern mit Menschen am Lebensende zu leisten.


Hans-Peter Schunk erinnert sich am Gedenkbuch im Hospiz an seine Mutter, die vor einem Jahr ihren letzten Lebensweg in dem Haus gegangen ist

Nach ihrem Einzug ins Haus freute sich seine Mutter über Besuch: Es kamen ihre Enkelin, mit Mann und Urenkel, ihr Sohn mit Partnerin und ein Cousin von der Mosel. Mit ihm wurden die mitgebrachte Flasche Wein geleert und Erinnerungen an vergangene Zeiten wachgerufen.

Andrea Berg und andere Aufmerksamkeiten

Doch es waren nicht nur diese unbeschwerten Momente, sondern etliche weitere Erlebnisse, die Hans-Peter Schunk im Umgang mit seiner Mutter als „Balsam für die Seele“ in Erinnerung behält: Er hatte zwar im achtseitigen Anamnesebogen neben den medizinischen Befunden auch die persönliche Vorliebe seiner Mutter für die Sängerin Andrea Berg vermerkt, doch dann war er wie vom Donner gerührt, als ihm eben diese Künstlerin als Aufnahme am nächsten Tag aus dem Zimmer seiner Mutter entgegen schallte. „Ich war komplett ergriffen, denn es zeigte mir, dass man die Gäste ganzheitlich wahr- und ernstnimmt.“

In seiner Begeisterung verwendet er starke Beschreibungen wie „klasse Wertschätzung“, „First Class-Unterbringung“ und „Sahnehäubchen“, um Worte für die individuelle Begleitung der Hospiz-Gäste durch Johanniter und Malteser zu finden. Neben der Fürsorge für sämtliche physischen und psychischen Bedürfnisse der Sterbenden machte man ihn immer wieder aufmerksam auf das Angebot, selbst Gespräche zu führen, im Haus zu übernachten oder das Mittagessen einzunehmen.

Sehr persönlich Abschied genommen

Auch ein Jahr nach dem Tod seiner Mutter im Januar 2019 ist der pensionierte Versicherungskaufmann voll des Lobes über die Hospiz-Mitarbeitenden. Nachdem ihn damals der Anruf über das Ableben seiner Mutter erreicht hatte, konnte sie noch zwei Tage in dem Zimmer bleiben, damit die Familie ihren Abschied nehmen konnte. Sonntags dann half Hans-Peter Schunk dabei, die Mutter einzusargen, konnte ihren Körper ein letztes Mal berühren und mit ihr reden. „Das war nicht einfach“, sagt er, ist aber froh, diese Gelegenheit des sehr persönlichen Lebewohls wahrgenommen zu haben.

„Die tun hier alles für mich“, zitiert er eine Äußerung der Mutter, mit der sie betonte, wie sehr sie sich im Hospiz geborgen fühlte. „Wenn ich selbst in die Situation komme, wünsche ich mir genau solch einen Ort der Fürsorge“, sagt Hans-Peter Schunk.

03.01.2020 - Wiehl